Patrick Schweizer

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Vom Schlachthaus in die Dunkelkammer

Der Bad Königer Patrick Schweizer musste zwei Berufe erlernen, um seinen Traum zu realisieren

„Früher hätte ich mir nie träumen lassen, dass man mich mit Gewalt von der Arbeit wegzerren muss“, erklärt Patrick Schweizer, ausgebildeter Fotograf, seit einem Jahr mit eigener Firma. In der Schule fiel der gebürtige Bad Königer auch nicht durch übermäßigen Fleiß auf, eher durch häufige Abwesendheit.
In der achten Klasse der Realschule feuerte ihn der Rektor, wegen langer Fehlzeiten. Ursache waren familiäre Konflikte, die Eltern führten einen Trennungskrieg, der pubertäre Jugendliche blieb sich selbst überlassen. Ein Jahr lang hing er durch und erkannte, dass ihm ohne Schulabschluss nur wenige Chancen offen stehen. Eine davon ergriff er: Im elterlichen Betrieb eines Freundes bekam er eine Lehrstelle, allerdings weit von seinen beruflichen Vorstellungen entfernt. Binnen drei Jahren erlernte Patrick Schweizer den Beruf des Metzgers. Dabei hatte er nur ein Ziel vor Augen: Die Abschlussprüfung, die ihm den fehlenden Schulabschluss ersetzt. Mit dieser Prüfung, der er recht gut bestand, war das Thema Metzger für ihn erledigt. „Ich hab’ das Prüfungsstück aufgegessen – das war’s“.
Während des anschließenden Zivildienstes im Kindergarten Zell verfestigte sich sein Traumberuf. Schon in der Metzgerei hatte er die Schweine lieber fotografiert als geschlachtet. Nun fing er die Kinder mit dem Objektiv ein, deren Eltern zeigten sich begeistert. Im Schwarz-Weiß-Labor eines Freundes kam er der Materie immer näher – und nach dem Zivildienst stand fest: Er wird Fotograf.
Der junge Mann beantragte eine Umschulung – und ihm standen eineinhalb Jahre Papierkrieg bevor. Mit Jobs hielt er sich über Wasser, aber verlor sein Ziel nicht aus den Augen. Als die Umschulung bewilligt war, erfuhr er, dass er nur auf einen Handwerksberuf umschulen könne. Fotografen waren bei den Arbeitsämtern nicht vorgesehen. Wenn er jedoch selbst binnen einer Woche eine entsprechende Lehrstelle fände, ginge es dennoch – hieß es. Er fand eine in Bensheim und absolvierte in zweieinhalb Jahren die verkürzte Lehrzeit. Einen Gesellen konnte der Betrieb trotz des freundschaftlichen Verhältnisses nicht beschäftigen, aber Patrick Schweizer stand nicht lange auf der Straße. Am Tag nach der Prüfung wollte er sich in Darmstadt bei einem Multimedia-Discounter eine CD kaufen und kam mit einem Job aus dem Geschäft.
Einige Monate arbeitete er dort in der Fotoabteilung Vollzeit, dann musste er auf Teilzeit reduzieren. Denn sein Ziel war die Selbstständigkeit. Freiberuflich fotografierte er Hochzeiten und Veranstaltungen wie das Winzerfest in Groß-Umstadt, wo er seit einiger Zeit wohnte. Ein Mitbewohner der Wohngemeinschaft gab den Anstoß: „Hier ist soviel Potential, da lässt sich doch was draus machen“. „Bei einigen Cuba-Libre entstanden viele Ideen“, erinnert sich Patrick Schweizer, und daraus entwickelte sich ein Geschäftsplan. Sowohl Steuerberater als auch die Industrie- und Handelskammer befanden ihn für gut. Nach viel Papierkrieg und dank einiger Fürsprecher klappte es auch mit dem Überbrückungsgeld und dem Existenzgründerdarlehen.
Die junge Firma, bestehend aus einem Physiker mit immensem Organisationstalent, einem Internetprofi und dem Fotografen Patrick Schweizer, startete durch. Finanziellen Spielraum gab auch ein Nebenjob: Der Fotograf überführte Autos innerhalb der Bundesrepublik, spezial angefertigte Luxuslimousine aus Italien. So lernte der junge Mann nicht nur die deutschen Autobahnen und Großstädte kennen, sondern auch allerhand an Prominenz aus Film, Fernsehen, Sport, Politik und Wirtschaft.
Im April 2003 war es endlich soweit, die Firma eröffnete in Groß-Umstadt ihr Büro. Dort bedienen die drei Jungunternehmer Privatkunden, die Familienanlässe oder Porträts fotografieren, Fotos restaurieren oder Fotomontagen erstellen lassen. Daneben wuchs auch der Stamm an Geschäftskunden, vom kleinen Einzelhändler bis zu Konzernen wie Siemens, für die komplette Werbeauftritte erstellt, Messen und andere Veranstaltungen dokumentiert werden. Ständig kommen neue Ideen hinzu und auch der Odenwaldkreis bleibt nicht außen vor. Demnächst präsentiert sich der junge Betrieb in Zell auf der Frühjahrsmesse.
Für Hobbys bleibt da wenig Zeit. Nicht mehr ganz so regelmäßig kommt der inzwischen 26-Jährige nach Bad König, um mit den „Speed Pigs“, der Band in der er seit rund zehn Jahren aktiv ist, zu proben. Ebenso geht es den „Bonanza Boys“ in Darmstadt, die der Fotograf mitbegründete und die sich dem Erhalt der guten alten Bonanza-Räder verschrieben haben. Viel häufiger sitzt er spät abends noch am Computer und arbeitet – und das mit Begeisterung. „Es ist gar nicht so schwer, in seinem Traumberuf zu arbeiten“, erklärt er, „viel schwerer ist es, ihn erst einmal zu finden“.
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