Anja Heil

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Auch Rückschläge halten sie nicht auf

 Anja Heil auf dem Weg von der erfolgreiche Profi-Athletin zur engagierten, freiberuflichen Sportlehrerin

Vor zwei Jahren hieß ihr Ziel noch Olympia. Aber eine Operation beendete schlagartig alle sportlichen Träume der bis dahin erfolgreichen Triathletin Anja Heil. Die junge Frau versank jedoch nicht in Verzweiflung, sondern suchte neue Wege, um Sport zu ihrem Beruf zu machen. Seit einem Jahr gibt sie als freiberufliche Trainerin im Odenwaldkreis ihr Wissen weiter, gründete ihre Firma „Körperrezepte“ und startet durch zu neuen Zielen. Dabei habe ihr der Gedanke des Selbstständigseins anfangs schon etwas Angst gemacht, räumt sie ein. Eigenständiges und eigenverantwortliches Handeln war ihr nicht in die Wiege gelegt, denn diese stand in der ehemaligen DDR, in Leipzig.
Ihre erste große sportliche Leidenschaft entdeckte Anja Heil allerdings auf Rügen im Sommerurlaub. Die damals Fünfjährige weinte bitterlich, weil sie nicht ins Meer hinausschwimmen konnte. Aber die Mutter nahm sie huckepack und gleich nach den Ferien lernte Anja schwimmen. Die Übungsleiterin erkannte das Talent der Kleinen, sie kam ins Trainingszentrum und mit elf Jahren in die Sportschule. Bis zur siebten Klasse war Schwimmen ihre vorrangige Freizeitbeschäftigung, bereits spezialisiert von in der Kaderschmiede der ehemaligen DDR auf Freistil/Langstrecke. Fast jeden Tag wurde trainiert, ebenso in den Ferien und an den Wochenenden. „Ihr seid die Elite, unsere Diplomaten im Trainingsanzug“, bekamen die jungen Mädchen eingehämmert. Umso heftiger war der Fall für Anja Heil, als sie Ende der siebten Klasse aussortiert wurde. Damals, mit zwölf, wog sie 36 Kilogramm und war 1,45 Meter groß. Ihre endgültige Größe wurde richtig mit 1,70 Meter berechnet – für DDR-Schwimmer zu klein.
Also hieß es abtrainieren und zurück ins Glied. In der achten Klasse holte Anja Heil sportbedingte schulische Defizite auf, schwamm nur noch auf regionaler Ebene und legte 1990 in Leipzig ihr Abitur ab. Den politischen Umbruch damals nahm sie nur distanziert wahr. In der Nacht als beide Deutschlands gemeinsam feierten, machte sie den Fernsehen aus und ging schlafen, in der Hoffnung, dass morgen wieder alles normal ist. Aber das trat nicht ein. Die Mutter zog aus beruflichen Gründen nach Baden Württemberg, die Tochter in eine Wohngemeinschaft: „Weg in die alte Bundesländer kam für mich nicht in Frage“.
In einer Klinik für Neurochirurgie arbeitete sie eineinhalb Jahre als pflegerische Hilfskraft, dann stand für sie fest: „Ich studierte Sport“. Anja Heil belegte an die Sportuniversität Leipzig den neuen Studiengang Sporttherapie / Rehabilitations- und Behindertensport mit Schwerpunkt Schwimmen, studierte sieben Semester und schloss mit 1,7 als Diplom-Sportlehrerin ab.
Inzwischen griff die Gesundheitsreform, Jobs wurden knapp. Erste Berufserfahrungen sammelte Anja Heil in Leipzig während einer ABM-Maßnahme bis Ende 1995. Sie suchte immer weiter um Leipzig herum, fand jedoch nichts. Ihr Bruder ging zwischenzeitlich nach Hessen, sie folgte ihm. In Bad Orb fand sie in einer Reha-Klinik eine Festanstellung, aber auch diese wurde nach zwei Jahren weggekürzt. Ein neuer Halbtagsjob ergab sich zwar, aber Anja Heil suchte ihr Erfüllung bereits wieder im Profi-Sport. 1998 nahm sie erstmals als Triathletin an den Deutschen Meisterschaften teil, ein Jahr später war sie Mitglied der Nationalmannschaft und holte mit ihr die Europameisterschaft. Weitere erste Plätze im internationalen Wettkampf folgten, sie dominierte die Bundesliga und Anfang 2002 stellte sich die Frage: Job oder Sport? Sie entschied sich für Letzteres und finanzierte ihr Leben mit Sponsoren- und Preisgeldern.
Als deutsche Meisterin kam sie im Oktober 2002 in Nizza beim Weltcup unter die besten Zehn und war damit auf Olympiakurs. Aber das ganze Jahr über quälte sie schon eine Verdickung in der Leiste und nach der Saison wurde sie operiert. „Danach ging nichts mehr“, erklärte die engagierte Sportlerin, „selbst Treppensteigen fiel mir schwer“. Der Körper wehrte sich gegen die jahrelange Überbeanspruchung und verweigerte Höchstleistungen. Der Traum von Olympia war ausgeträumt, die internationale Karriere beendet.
Anja Heil besann sich auf ihre Ausbildung und suchte bis Sommer 2003 nach einer festen Anstellung. Aber es herrschte Einstellungsstopp. Also nahm sie die Sache selbst in Angriff. In einem Fitness-Club in Michelstadt baute sie die Rückenschule auf und geht damit inzwischen auch in die Betriebe. Sie gibt Entspannungskurse und etablierte die Sportart Nordic-Walking im Zentrum des Odenwaldkreises. Ihr vorrangiges Thema ist der therapeutische Sport, ob mit Senioren oder im Anschluss an Reha-Maßnahmen. Die individuelle Betreuung dieser Menschen ist ihr Ziel, der Traum dazu ein eigenes kleines Studio im Odenwald. Dafür lernt sie selbst noch regelmäßig dazu und absolviert derzeit eine Tai-Chi-Ausbildung. Angst vor der Selbstständigkeit hat sie nicht mehr: „Das ist wie im Leistungssport, man muss jeden Tag auf Neue fleißig und zielstrebig an die Sache herangehen“.Mehr auf eigener Seite:
www.anjaheil.de