|
Patat bedeutet Kartoffel – im Odenwald aber Kultur
Ein Sandsteingewölbe macht Karriere: Vom Kartoffelkeller zur Kleinkunstbühne
Wenn in Holland “Patat” auf einem Schild steht, sind in unmittelbarer
Nähe garantiert Pommes Frites erhältlich. Im Odenwald hingegen steht Patat für Kultur – und das bereits seit einigen Jahren und ausgesprochen erfolgreich.
Der Erbacher Bauingenieur Dr. Lothar Mertens erwarb damals in Michelstadt eine Hofreite. Unter diesem Objekt befanden sich drei große Sandsteingewölbe - und Dr. Mertens kam sofort sein
Jugendtraum in den Sinn: Der Traum von einem eigenen Jazz- und Kleinkunstkeller. Keineswegs wollte er von der Baubranche in die
Unterhaltungsgastronomie wechseln, aber der Keller ließ ihm keine Ruhe. Im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis gab es kein anderes Thema mehr, Möglichkeiten der Realisierung wurden gesucht.
Gefunden war schnell der Name: Patat sollte es heißen - immerhin handelte es sich bei den Gewölben um ehemalige Kartoffelkeller – mit dem Zusatz “Kultur satt”. Schon bald waren genügend Menschen
vom Patat-Virus infiziert und gründeten am 12. Februar 1996 den gleichnamigen Kleinkunstverein. Inzwischen hat die Mitgliederzahl des Vereins fast die Tausend erreicht, was die kühnsten
Erwartungen der Gründer bei Weitem übertraf. In mühevoller Arbeit renovierten zahlreiche ehrenamtliche Helfer das teilweise recht marode Gewölbe.
Im Juni 1996 wurde mit der Michelstädter Jazzband “Papa Papp’s Rathaus Ramblers” Eröffnung gefeiert und zwei Monate später begann die erste Spielsaison, eingeleitet von dem Kabarettisten
Michael Quast. Inzwischen stand schon alles auf der kleinen Kellerbühne, was im deutschen Kleinkunst-und Kabarett- sowie im internationalen Jazzbereich Rang und Namen hat. Thomas Freitag,
Matthias Beltz, Volker Pispers, Dieter Thomas, Hendrike von Sydow, der Blues-Pianist Jan Luley, die Sängerin Angela Brown, der Teufeldrummer Charly Antolini, Lousiana Red, Mani Neumeier, die Red
Hot Hottentots, Walter Renneisen, Charles Regnier, Ernst Stankovski, Nikolaus Schilling, Horst Schroth, Harry Rowolth, das Kikeriki-Theater und viele mehr boten in den vergangenen Jahren ein
hochwertiges Programm. All die Künstler fühlten sich im ehemaligen Kartoffelkeller wohl und wollen immer wieder kommen. Ebenso geht es dem Publikum. Dafür sorgen zahlreiche ehrenamtliche Helfer
wie die junge Thekenmannschaft, bestehend aus Schülern und Studenten oder die Patat-Köche, im richtigen Leben Lehrer, Pfarrer, Arzt, Förster oder Ingenieure, die jeden Künstler individuell bekochen.
Die Kleinkunstbühne Patat hat nicht jeden Tag geöffnet, Programm gibt es in der Regel alle drei Wochen Freitag und Samstag. Alle Helfer arbeiten ehrenamtlich in ihrer Freizeit, und der Verein trägt
sich ganz ohne öffentliche Zuschüsse aus Mitgliedsbeiträgen und Eintrittsgeldern.  Das aktuelle Programm des Kleinkunstvereins
|