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Lebende Legende voller Spielfreude
Mit Benny Bailey gastiert eine der letzten Größen der Bebop-Ära im Patatkeller, kongeniale von
Weltklasse-Musikern begleitet
Jazz der leisen, gefühlvollen Art, Jazz zum Träumen zwischen
Hardbop, Swing und Cool Jazz, stand auf dem Programm der Kleinkunstbühne Patat. Erinnerungen an Dizzy Gillespie, Count Basie, Duke Ellington und Satchmo wurden wach – und eine
lebende Legende stand auf der Bühne. Der Trompeter Benny Bailey, 1925 in Cleveland/Ohio geboren, gehört zu den letzten Jazz-Größen der Bebop-Ära. Sein virtuoses,
swingendes, von enormer Musikalität geprägtes Spiel begeistert die Jazz-Fans schon mehr als ein halbes Jahrhundert. 1947 begann er bei Jay McShann, ein Jahr später spielte er mit Dizzy Gillespie, ab 1949 bei Lionel Hampton.
Nach einer Europatournee blieb er 1953 in Schweden und arbeitete bei Seymor Östervall und Harry Arnold. Nach Filmaufnahmen in Deutschland mit Oscar Pettiford kehrte er 1959
in die Vereinigten Staaten zurück. Im Jahr darauf kam er mit Quincy Jones, der zu seinen größten Fans zählt, wieder nach Europa. Benny Bailey wirkte im Orchester des Senders Freies Berlin mit
und gehörte von 1963 bis 1968 fest zum Orchester von Max Greger. Freiberuflich war er in ganz Europa tätig, trat der Clarke/Boland-Big Band bei und arbeitete auch wieder mit Kenny Drew und Dizzy Gillespie. Noch heute, mit fast achtzig Jahren, gastiert Benny
Bailey als Solist und Bandleader weltweit. Seinem Spiel merkt man das hohe Alter des Vollblutmusikers nicht an. Der Spaß, den er an seiner Musik hat, war am Freitag deutlich zu spüren und sprang
sofort aufs Publikum über. Zudem beherrschte Benny Bailey es aufs Feinste, auch als Sänger und Entertainer Highlights zu setzen. Seine Mitspieler sind zwar noch deutlich jünger als ihr Bandleader, aber dennoch schon
hochrangige Musiker der internationalen Jazzszene. Die Petrocca-Brüder gastierten schon in anderen Formationen im Patat. Lorenzo, der Gittarist, bewies sich einmal mehr als virtuos
swingender Melodiker. Davide ist festes Mitglied des Monty Alexander Trios und international einer der gefragtesten Bassisten
des Szene. Armin Fischer, der ausgesprochen gefühlvolle Drummer, ist langjähriger Weggefährte der Petrocca-Brüder und in seinem Fach nicht minder gefragt. Olaf Polziehn, ein Pianist mit atemberaubender Technik und enormen Swing, machte das Quintett komplett.
„You must meet Benny Bailey!” soll Quincy Jones einmal gesagt haben. Das Publikum im restlos ausverkauften Patatkeller, das diesen Rat befolgte, erlebte ein wahres Highlight des Jazz. Es
zeigte sich begeistert und voller Ehrfurcht vor diesem sympathisch-liebenswerten großen, alten Mann des Jazz und seiner kongenialen Mitspieler. (07.03.03)

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