Chicoree
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Chicorée – ebenso vielseitig wie schmackhaft und gesund 

Das lichtscheue Wintergemüse wächst auch auf den Feldern des Odenwaldes 

Auf dem Acker sieht er im ersten Jahr dem Löwenzahn ähnlich. Wächst er dort weiter, gleicht er im folgenden Jahr mit seinen blauen Blüten der Wegwarte. So weit kommt es jedoch nicht, denn im Dunkeln wächst aus den Wurzeln ein ebenso schmackhaftes und gesundes wie vielseitiges Gemüse heran.
Vom Chicorée ist die Rede, der in der Küche roh oder gekocht, süß oder herzhaft zubereitet seine Verwendung findet. Saison hat das Wintergemüse von September bis Mai, ist jedoch ganzjährig im Handel. Ernährungsphysiologisch zeigt sich Chicorée ausgesprochen wertvoll, er enthält wertvolle Mineralstoffe wie Kalium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Eisen sowie die Vitamine C1, B1, B2 und A (Karotin). Die Bitter- und Gerbstoffe sowie Zucker fördern die Gallen- und Magensaftsekretionen. Neben dem geringen Energiegehalt (etwa 70 kJ/100g) ist sein Gehalt an erfrischend wirkenden organischen Säuren wertvoll. Er bindet nahrungs- und körpereigenes Cholesterin, Phosphorlipide und Glyzerin, trägt zum Aufbau einer gesunden Darmflora bei, entgiftet und hilft so gegen Verdauungsstörungen.
Der Chicorée-Anbau ist seit 1989 der Haupterwerb der Familie Storck auf dem Neuwiesenhof in Otzberg-Lengfeld, rund 250 Tonnen bringen Otto Storck und sein Sohn Kai von dort aus in den Handel, 80 bis 90 Prozent davon über einen Großhändler in Frankfurt und die Vermarktungsgesellschaft Pfalzmarkt. Der Rest wird direkt vermarktet, ob von Barbara Storck im familieneigenen Gemüsegeschäft im Ort oder im familieneigenen Gasthaus direkt neben dem Neuwiesenhof.
Auf dem Feld erkennen nur Fachkundige den Chicorée, denn er sieht tatsächlich aus wie Löwenzahn. Seine Wurzel reichen fünf Meter tief ins Erdreich, aus der Tiefe holt sich die Pflanze alles, was sie braucht, was zusätzliches Düngen unnötig macht. Im Herbst werden die Wurzeln auf dem Feld geerntet, mit der Maschine, wie die Zuckerrüben. Eine Ähnlichkeit mit dem essbaren Gemüse ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erkennen. Im Kühlhaus können die auf 16 Zentimeter gekürzten Wurzeln bis zu einem Jahr ohne Qualitätsverlust gelagert werden. Kommen sie jedoch in die Hydrokultur, dauert es nur drei Wochen, bis die essbaren Wurzelsprosse reif sind.
In den rund 700, mit Folie ausgelegten Holzkisten, bis unter die Decke der Halle gestapelt, wächst das Gemüse bei zirka 20 Grad heran und braucht dazu nur Wasser, ein wenig Nährlösung – und absolute Dunkelheit. Kistenweise erfolgt die Ernte. Eine Maschine schneidet die Wurzelknolle ab, alle weitere ist Handarbeit, bis eine Maschine die handelsfertigen Wurzelsprosse in Folie packt. Dabei handelt es sich um eine Spezialfolie, in der das richtige Klima für die Aufbewahrung des Gemüses entsteht. Außen herum kommt noch eine schwarze Folie, denn der Chicorée ist ein äußerst lichtscheuer Geselle und wird bei falscher Lagerung leicht bitter.
Mit zwölf Hektar fing die Familie Storck damals an, die Anbaufläche hat sich inzwischen auf 24 Hektar verdoppelt. Weiter kultiviert werden die Wurzeln von rund 19 Hektar, der Rest wird an andere Chicoréebauern verkauft – denn nur wenige betreiben die Chicoréezucht so konsequent in Eigenarbeit wie die Familie Storck. Die Verarbeitung und Verpackung geschieht im ehemaligen Schweinestall des Neuwiesenhofs, die Tierhaltung ist längst eingestellt.
Ist die Chicorée-Saison zu Ende, heißt das jedoch nicht Urlaub für die Familie Storck. Die Felder müssen gehackt werden, die Kisten erneuert, es gibt reichlich zu tun. Zudem werden auch Spargel und Einlege-Gurken in größeren Mengen angebaut – und dann ist da noch das Wirtshaus im Pavillon.
Das ist inzwischen längst ein beliebtes Ziel für Busreisen, bei Rad- oder Wandertouren, aber auch für Betriebsfeste und Familienfeiern. Der Pavillon ist ganzjährig, donnerstags und freitags ab 17 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen ab 14 Uhr, geöffnet. Von Oktober bis ins Frühjahr heißt die Spezialität des Hauses natürlich Chicorée, der sogar als Fünf-Gang-Menü auf den Tisch kommt, von Mai bis Juni steht der eigene Spargel auf dem Speiseplan und der Kuchen ist selbstverständlich - wie alles andere auch - von Mutter Ilse Storck hausgemacht.